Der BGB Schweiz fördert die berufliche Entwicklung und Vernetzung seiner Mitglieder. Einen besonderen Schwerpunkt setzt der Verband auf die Vernetzung der Sprachregionen, um Bewegungsfachleuten in allen Landesteilen Zugang zu Netzwerken und Informationen zu bieten. So trägt er zur Förderung einer aktiven, gesundheitsbewussten Gesellschaft bei und stärkt die Bewegungsförderung schweizweit.
Innovation Healthcare: Frau Gysi, was hat Sie zur Bewegungsarbeit geführt, und welche Aspekte Ihrer Arbeit sind Ihnen besonders wichtig?
Susanne Gysi Arrenbrecht: Ich bin Qereinsteigerin und habe durch meine Liebe zum Tanzen zur Bewegung gefunden. Bereits während meiner ersten Ausbildung zur Primarlehrerin habe ich immer getanzt und bin sogar als Tänzerin aufgetreten. Diese Leidenschaft und die Freude am Unterrichten führten schliesslich zu einem Abschluss als Bewegungsfachperson. Heute leiste ich durch Tanz und gesundheitsfördernde Bewegung einen Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlbefinden meiner Teilnehmenden – das motiviert mich sehr. Bewegung kann für viele Menschen einen enormen Unterschied machen, sei es zur Steigerung der Lebensqualität, zur Förderung der sozialen Kontakte oder zur Prävention von Krankheiten. Dieses Potenzial für positive Veränderung treibt mich täglich an.
Was sind die Hauptziele und Tätigkeitsfelder des BGB Schweiz?
Der BGB Schweiz präsentiert sich als starker, moderner und innovativer Berufsverband. Wir unterstützen und fördern unsere Mitglieder in ihrer Berufstätigkeit und vertreten sie nach aussen. Unser Ziel ist es, die Gesundheitsförderung durch Bewegung im Gesundheitssystem zu verankern und gut ausgebildete Bewegungsfachleute auf Augenhöhe mit Ärzten und Therapeuten zu positionieren. Unsere Mitglieder sind vielfältig, bilden sich kontinuierlich weiter und arbeiten in einer Vielzahl an Bewegungs- und Trainingsmethoden, die auf den neusten gesundheitsrelevanten Erkenntnissen basieren. Durch gezielte Aufklärungsarbeit möchten wir die Anerkennung der Bewegungsförderung als essenzielle Komponente der Gesundheitsversorgung vorantreiben.
Sie sprechen von einer Ergänzung zu bestehenden Gesundheitsfachkräften – was bedeutet das konkret?
Wir kooperieren beispielsweise mit Physiotherapeuten und Ärzten und bauen unsere Kontakte zu Institutionen wie zum Beispiel Reha-Kliniken laufend aus. An der hepa-Tagung im September 2024 konnten wir uns aktiv einbringen ins Projekt «Exercise is Medicine» des Bundesamtes für Gesundheit. In diesem Rahmen hatten wir die Gelegenheit, uns mit verschiedenen Akteuren aus dem Gesundheitswesen und der Bewegungsförderung auszutauschen. Solche Kooperationen und der Austausch sind sehr wertvoll, da sie die Bewegungsförderung als Präventionsmassnahme im Gesundheitswesen stärken. Konkret bedeutet das, dass Bewegungsfachleute ergänzend tätig sind, etwa indem sie Bewegungstrainings in Nachsorgeprogrammen anbieten oder Patienten dabei unterstützen, durch regelmässige Bewegung präventiv gegen körperliche Beschwerden vorzugehen.
Was sind derzeit die grössten politischen oder gesellschaftlichen Herausforderungen für den BGB Schweiz?
Unsere Branche ist stark fragmentiert, und es gibt ein Überangebot an Diplomen, was die Orientierung erschwert. Der BGB Schweiz als grösster Berufsverband möchte hier Klarheit schaffen. Ein wichtiger Aspekt ist die Anerkennung berufspraktischer Ausbildungen mit eidgenössischen Abschlüssen, die genauso wertvoll sind wie akademische Qualifikationen. Es ist essenziell, dass der Wert unserer Arbeit auch auf politischer Ebene wahrgenommen wird, um eine nachhaltige Einbindung der Bewegungsförderung in die Gesundheitspolitik zu ermöglichen. Ausserdem möchten wir in der Romandie und auch in den italienischsprachigen Regionen weiter expandieren, um die Bewegungsförderung schweizweit zu etablieren und die sprachlichen sowie kulturellen Unterschiede besser zu berücksichtigen.
Wie unterstützt der Verband seine Mitglieder in der Bewältigung dieser Herausforderungen?
Wir bieten gezielte Weiterbildungen an, insbesondere zur Krankenkassenzertifizierung, und setzen uns politisch für die berufliche Anerkennung unserer Mitglieder ein. Zudem fördern wir Netzwerke mit Physio- und Arztpraxen, um die Zusammenarbeit zu stärken und die Rolle der Bewegungsfachleute im Gesundheitswesen weiter zu etablieren. Durch regelmässige Veranstaltungen und Fachtagungen schaffen wir einen Ort des Austauschs, an dem sich Fachleute vernetzen und voneinander lernen können. Die Sicherstellung von Qualitätsstandards und die Förderung von Eduqua-zertifizierten Aus- und Weiterbildungen helfen uns, langfristig die Kompetenz unserer Mitglieder sichtbar zu machen.
Welchen Einfluss hat der Verband auf die Anerkennung und Unterstützung der Bewegungsbranche im Schweizer Gesundheitswesen?
Der Verband setzt sich dafür ein, dass unsere Mitglieder durch Krankenkassen anerkannt werden und dafür keine zu hohen Kosten tragen. Gemeinsam mit dem Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenter Verband haben wir das Zertifizierungslabel «Fitness-Guide» entwickelt, das die Anerkennung bei Krankenkassen erleichtert. Uns geht es darum, die Bewegungsbranche als festen Bestandteil des Gesundheitssystems zu etablieren. Dieses Label soll Transparenz schaffen und sicherstellen, dass die Leistungen unserer Mitglieder eine hohe Qualität aufweisen und in Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen einen echten Mehrwert bieten.
Welche Initiativen gibt es zur Förderung von Berufsabschlüssen und der Weiterbildung im Bereich Bewegung?
Der Verband bietet kostenlose Workshops und Zertifizierungsberatung an, um die berufliche Weiterentwicklung unserer Mitglieder zu fördern. Berufspolitisch setzen wir uns für hohe Qualitätsstandards und eine stärkere Anerkennung der Bewegungsfachkräfte im Gesundheitswesen ein. Wir arbeiten eng mit dem Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenter Verband zusammen, um Synergien zu schaffen und eine breite Anerkennung für Bewegungsberufe zu fördern. Gleichzeitig sensibilisieren wir auch die breite Öffentlichkeit für die Bedeutung der Bewegungsförderung, um ein stärkeres Bewusstsein für gesundheitsorientierte Bewegung zu schaffen.
Welche Ansätze oder Programme zur Prävention und Linderung von Krankheiten durch Bewegung fördert der Verband?
Das Potenzial der Prävention ist enorm. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, qualifizierte Fachleute zu fördern, die dann in der Gesundheitsprävention tätig sind. Dafür brauchen sie eine fundierte Ausbildung. So haben wir im BGB beispielsweise einen speziellen Titel für Rückentrainer eingeführt, der an konkrete Anforderungen geknüpft ist und unseren Mitgliedern hilft, ihre Qualifikation sichtbar zu machen. Auch in anderen Bereichen, wie zum Beispiel in der Sturzprävention, bieten wir spezialisierte Weiterbildungsmöglichkeiten an, um präventive Ansätze noch gezielter einsetzen zu können.
Welche strategischen Ziele hat der Verband für die kommenden Jahre?
Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gesundheits- und Bewegungsberufen fördern und einen nahtlosen Übergang von Physiotherapie zu Bewegungsangeboten schaffen, der idealerweise durch die Grund- oder Zusatzversicherung gedeckt wird. Erste Ansätze gibt es bereits, doch wir möchten dies als Standard etablieren, um die Bewegungsförderung im Schweizer Gesundheitssystem dauerhaft zu verankern. Ziel ist es, dass Bewegungsangebote als anerkanntes Heilmittel bei bestimmten Erkrankungen verordnet und finanziert werden können – damit könnte die Prävention über Bewegung gezielt gestärkt und die Gesundheitskosten insgesamt reduziert werden.