Nur von einem Teil der Proteine im Körper wusste man bisher, wie sie aufgebaut sind und was sie bewirken. Das könnte sich jetzt schnell ändern. Mithilfe von neuen Computerprogrammen, die auf künstlicher Intelligenz beruhen, können die dreidimensionale Strukturen von Proteinen mit hoher Genauigkeit errechnet werden, ohne dass zeitaufwendige und teure Messmethoden nötig wären. Und mit dem Wissen über die Gestalt und damit auch die Funktion der Proteine, lassen sich biologische Abläufe im Körper und Krankheiten besser verstehen und entsprechende Medikamente entworfen werden.
Das Fachmagazin «Science» schätzt die neuen Möglichkeiten auf Basis der Computerprogramme für so bedeutsam ein, dass es ihn zum wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres gekürt hat. «Der Durchbruch bei der Proteinfaltung ist einer der grössten aller Zeiten, sowohl in Bezug auf die wissenschaftliche Leistung, als auch mit Blick auf dadurch mögliche künftige Forschungen», schreibt «Science»-Chefredaktor Holden Thorp. Er zieht einen Vergleich zur Genschere Crispr, die die Gentechnik revolutioniert hat.
Mit den neuen Programmen - AlphaFold and RoseTTAFold - ist nun keinen grosser Aufwand mehr nötig. Ein Team um den AlphaFold-Entwickler John Jumper hat bereits Strukturen für fast alle menschlichen Proteine vorgelegt.