Wer gewinnt den Swiss Medtech Award 2024? In den vergangenen Jahren musste die Medtech-Community bis zum Ende der Tagung auf die Antwort warten. Am diesjährigen Swiss Medtech Day wird das Geheimnis bereits am Vormittag gelüftet. Vor über 700 Vertreterinnen und Vertretern der Schweizer Medtech-Branche dürfen die beiden Brüder Christoph und Thomas Bosshard, Co-CEOs des familiengeführten Unternehmens Oertli Instrumente AG, die begehrte Auszeichnung im Wert von CHF 75’000 entgegennehmen.
Seit der Unternehmensgründung im Jahr 1955 hat sich Oertli von einer Werkstatt für chirurgische Instrumente zu einem der weltweit führenden Anbieter von Geräten und Instrumenten in der Augenchirurgie entwickelt. «Oertli ist ein Schweizer Vorzeigebeispiel dafür, wie konsequentes Qualitätsdenken, Fokussierung auf den Nutzer und interdisziplinäres Arbeiten zu unternehmerischem Erfolg führen», kommentiert ETH Prof. Mirko Meboldt und Vorsitzender der Jury den Entscheid, ein etabliertes Unternehmen wie Oertli für seine Gesamtleistung auszuzeichnen.
Was bei Oertli unter einem Dach entwickelt und produziert wird, kommt weltweit zur Behandlung des Grauen Stars (Katarakt), des Grünen Stars (Glaukom) sowie komplexer Netzhauterkrankungen zum Einsatz. Die tägliche Arbeit der rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Berneck ist ein Kampf gegen das Erblinden weltweit.
Oertli hat unter anderem ein Gerät von nur 5 Kilogramm entwickelt, was es Ärztinnen und Ärzten ermöglicht, auch in den entlegensten Gegenden der Welt Augenoperationen durchzuführen. «Zu wissen, dass Menschen vor dem Erblinden bewahrt werden, die sonst nie eine Chance auf Behandlung des Grauen Stars hätten, ist ein gutes Gefühl», so die Brüder Bosshard, die den Award im Namen ihrer gesamten Belegschaft mit grosser Freude entgegennehmen.
Für Swiss Medtech Direktor Adrian Hunn ist «Oertli ein wunderbares Beispiel dafür, wie sich die Schweiz durch ihren Qualitäts- und Präzisionsanspruch von der internationalen Konkurrenz abheben und ihre Stellung als einen der attraktivsten Medtech-Standorte der Welt stärken kann».
Fitness-Programm für die Branche
Jedes Jahr ist die Zone, in der Hersteller und Zulieferer ihre neusten Produkte und Fertigungen präsentieren, innert Tagen nach Ausschreibung ausgebucht. Der Swiss Medtech Day ist aber nicht ausschliesslich eine Bühne für Innovationen, sondern auch ein Tag, an dem sich die Branche fit macht für die Zukunft. Dieses Jahr zieht sich das Thema «Komplexität meistern» als roter Faden durch die Veranstaltung.
Zu meistern gibt es viel – geopolitische Unsicherheiten, Energiekrisen, Klimawandel, neue Regularien und Marktanforderungen sowie veränderte Kundenbedürfnisse. Die Medtech-Unternehmerinnen und Unternehmer vernetzen sich, tauschen Erfahrungen aus und teilen Best Practices. Ein Fokus der Veranstaltung ist jeweils der internationale Austausch. Dieses Jahr liegt er auf den USA. Zum einen, weil die USA ein wichtiger Handelspartner für die Schweizer Medtech-Branche ist. Und zum anderen, weil Innovationen angesichts der regulatorischen Hindernisse auf dem europäischen Markt immer häufiger zuerst in den USA zur Zulassung beantragt werden.
Früher galt als Konsens, den Zulassungsprozess in Europa zu starten. Das Schweizer Parlament hat die Zeichen der Zeit erkannt und dem Bundesrat bereits im November 2022 den Auftrag erteilt, in der Schweiz auch Medizinprodukte mit einer FDA-Zulassung zu erlauben. «Es ist wichtig für die Gesundheitsversorgung und für den Innovationsstandort Schweiz, dass der Bundesrat den Auftrag nun rasch und pragmatisch umsetzt. Dabei darf er keinesfalls Hürden aufbauen, welche die Unternehmen davon abhalten, auch den kleinen Markt Schweiz zu beliefern», sagt Swiss Medtech Präsident Damian Müller.