Innovationen sind langfristige Wettbewerbsstrategien und sollten nicht dem Zufall überlassen werden. Erfahrungsgemäss werden von hundert Ideen nur zehn lanciert und nur eine bewährt sich. Nur realisierte Neuerungen gelten als Innovationen. Viele sind Modeerscheinungen, die nach kurzer Zeit wieder aufgegeben werden. Die Innovationsarten sind:
- Produktinnovationen, d.h. Neuerungen bei Produkt, Verpackung sowie Dienstleistungen
- Verfahrensinnovationen: Neuerungen in den organisatorischen oder technischen Prozessen (günstiger, rascher, hochwertiger, sicherer, ökonomischer etc.)
- Marketinginnovationen: Neuerungen bei Absatz, Werbung, Promotion
Technische Innovationen sind patentierbar, erfinderische Rezepte theoretisch auch, aber praktisch ist dies viel schwieriger. Es gibt weltweit nur wenige Rezeptpatente. Meistens findet der Prüfer im Patentamt dann doch ein älteres Kochbuch, das ähnliche Kombinationen beschreibt, oder er meint, dass die fragliche Kombination von Zutaten naheliegend war und somit zu wenig Erfindungshöhe besitzt. Die übliche Strategie, um Rezepte zu schützen, ist daher die Geheimhaltung.
Ideen brauchen fruchtbaren Boden
Die Frage ist nun, wie man innoviert. Die Zeiten, als nur der oberste Chef gute Ideen haben und diese umsetzen durfte, sind schon lange vorbei. In einem modernen Unternehmen geht das Thema jeden Mitarbeitenden etwas an. Was sich früher Vorschlagwesen nannte, kann heute professionell gemanagt werden. Dies ist auch nötig, denn beim Innovieren gibt es viele Stolpersteine, oft unbewusste. So etwa die Firmenkultur: Nehmen Chefs und Kollegen Ideen von andern überhaupt ernst? Werden sie geprüft, im Fall eines Erfolgs honoriert oder vielleicht schon in einem Frühstadium abgewürgt, weil sie von der «falschen Seite» kommen? Wer damit rechnen muss, ausgelacht zu werden, wenn er einen unkonventionellen, konstruktiven Vorschlag macht, hält in Zukunft den Mund. Oder auch wenn er sieht, dass gute Ideen allenfalls gestohlen werden.
Ein professionelles Innovationsmanagement ist die Methodik, um Ideen zu gewinnen, sie erfolgreich zu realisieren, Stolpersteine zu vermeiden und Effizienz sowie Erfolgschancen zu verbessern. Für Institutionen, die ein solches implementieren wollen, gibt es mehrere branchenübergreifende Beratungsfirmen, gute Fachliteratur und Kurse wie z.B. Kreativ-Workshops beim Verein Idee-suisse (www.idee-suisse.ch). Wird eine Idee akzeptiert, gründet man ein Projekt und arbeitet nach den Regeln des Projektmanagements. Auch Projekte müssen professionell gemanagt werden. Meilensteine darin sind der Realisierungsentscheid und die Erfolgskontrolle.
Harte und weiche Faktoren der Innovation
Innovationen passieren nicht «einfach so». Sie sind kein Ereignis, sondern ein Prozess, der Monate bis Jahre dauern kann. Die Erfindung oder die Idee ist der kleinste Teil davon. Bei den meisten Innovationen kann man mehrere Phasen unterscheiden. Die erste Phase ist die Ideenfindung. In der zweiten und dritten Phase braucht es zwar auch noch Kreativität, doch geht es nun schon um die Durchsetzung.
Oft ist für die Ideenfindung ein Kreativteam zuständig. Kreativität ist wissenschaftlich noch wenig erforscht, kann aber nicht mit Genie gleichgesetzt werden. Sie ist also nicht einer kleinen Elite vorbehalten, sondern relativ breit gestreut. Breites und vertieftes Fachwissen, Erfahrung und Recherche helfen bei der erfolgreichen Ideenfindung. Kreative Begabungen können entfacht, aber auch zugeschüttet werden. Die Betriebsleitung muss daher ein gutes Klima schaffen, in welchem sich die Kreativität entfalten kann.
Zur Ideengewinnung gibt es Kreativitätstechniken wie das Brainstorming, dessen Prinzip die verzögerte Beurteilung ist. Der Teilnehmer ist befreit vom Druck der verfrühten kritischen Beurteilung seiner Ideen. Der schlimmste Kreativitätskiller ist nämlich reflexartige Kritik an einer spontanen Idee, die wie eine junge Pflanze noch keine Robustheit besitzt. Erst in einer späteren Phase des Brainstormings werden die gesammelten Ideen bewertet und weiterverfolgt oder zurückgestellt. In grösseren Betrieben ist es sinnvoll, die Ideen zu anonymisieren: Das Beurteilungsgremium weiss nicht, wer die Idee eingereicht hat. Dadurch haben die Mitarbeitenden mehr Mut, Ideen zu stiften.
Innovation ist durch das Betreten von Neuland verbunden mit Komplexität, Unsicherheit, Risiko und demzufolge viel Konfliktpotenzial. Sie ist ferner in grossen Betrieben auf verschiedene Stellen aufgeteilt: Der Erfinder oder Ideenstifter ist emotional engagiert und von seiner Idee überzeugt. Der Analytiker oder Ideenbeurteiler beleuchtet die Idee von der kommerziellen Seite her, nüchtern und eher defensiv. Der Förderer besitzt die nötige Macht und das Durchsetzungsvermögen, um die Idee zu realisieren. Alle drei sind wichtig.