Vorhofflimmern ist die weltweit häufigste Herzrhythmusstörung – auch in der Schweiz sind über 100 000 Menschen betroffen. Eine aktuelle Studie unter Leitung des Inselspitals Bern, der Universität Bern und des Universitätsspitals Basel zeigt nun, dass eine neue Interventionsmethode, die sogenannte Pulsed Field Ablation (PFA), deutlich wirksamer ist als bisherige Standardverfahren.
PFA arbeitet mit kurzen elektrischen Impulsen statt mit Hitze oder Kälte wie bei der herkömmlichen Katheterablation. Dies ermöglicht eine gezielte Verödung der fehlerhaften Herzmuskelzellen bei gleichzeitigem Schutz des umliegenden Gewebes. In der nun publizierten randomisierten Studie mit 210 Patientinnen und Patienten wurden PFA und Kryoballonablation erstmals direkt miteinander verglichen.
Höhere Erfolgsrate bei geringerer Belastung für die Patientinnen und Patienten
Die Ergebnisse, vorgestellt am europäischen Kongress für Rhythmologie (EHRA) in Wien und zeitgleich veröffentlicht im New England Journal of Medicine, zeigen eine klare Überlegenheit der neuen Methode: Bei der PFA-Gruppe traten nur bei 37 Prozent der Patientinnen und Patienten erneut Herzrhythmusstörungen auf, verglichen mit 51 Prozent in der Vergleichsgruppe. Auch die durchschnittliche Eingriffsdauer war mit 55 Minuten deutlich kürzer als bei der Kryoballonablation (73 Minuten). Komplikationen waren in beiden Gruppen selten.
Schweizer Forschung mit internationaler Relevanz
Die Studie wurde von Prof. Dr. Tobias Reichlin (Universitätsklinik für Kardiologie, Inselspital Bern) und Prof. Dr. Christian Sticherling (Herzzentrum, Universitätsspital Basel) geleitet. Beide sehen in der PFA grosses Potenzial: «Die Erkenntnisse dieser Studie werden das Gebiet der Vorhofflimmer-Ablation weltweit und auf Jahre hinaus nachhaltig beeinflussen», so Reichlin. Sticherling ergänzt: «Die höhere Erfolgsrate ist mit einem direkten Patientennutzen verbunden. Wir erwarten, dass sich die PFA in naher Zukunft als neuer Goldstandard etabliert und Eingang in internationale Leitlinien findet.»
Ausblick: Leitlinienrelevanz und Langzeiteffekte im Fokus
Die Forschenden sehen in der PFA einen entscheidenden Fortschritt im Bereich der minimal-invasiven Rhythmustherapie. Weitere Studien sollen nun untersuchen, wie sich die neue Methode langfristig auf den Krankheitsverlauf, das Risiko für Herzinsuffizienz sowie Schlaganfälle auswirkt. Sollten sich die Resultate bestätigen, dürfte die PFA weltweit zu einem Standardverfahren bei der Behandlung von Vorhofflimmern avancieren – mit potenziell grosser Wirkung auf Versorgungspraxis und Gesundheitssysteme.
Literatur
Reichlin T., et al. Pulsed Field or Cryoballoon Ablation for Paroxysmal Atrial Fibrillation. New England Journal of Medicine (2025). Online ahead of print. DOI: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2502280