Wasserassoziierte Infektionen in Gesundheitseinrichtungen
In der Schweiz liegt der mittlere Trinkwasserverbrauch gemäss aktueller Statistik bei 296 Litern je Einwohner und Tag (SVGW, BFS 2022). Bei Gesundheitseinrichtungen liegt dieser Wert je Patient bzw. Bewohner um ein Vielfaches höher.
Dies ist relevant, da es Krankheitserreger gibt, die durch Wasser übertragen werden können und sich in Gesundheitseinrichtungen Personen unterschiedlichster Risikogruppen aufhalten. Zu den Risikogruppen für wasserassoziierte Infektionen zählen insbesondere ältere Personen und Menschen mit schweren Grunderkrankungen, geschwächtem Immunsystem sowie Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- oder chronischen Lungenerkrankungen.
Trinkwasser enthält von Natur aus zahlreiche Mikroorganismen. Diese stellen für die menschliche Gesundheit grundsätzlich keine Gefährdung dar. Problematisch wird es jedoch, wenn Krankheitserreger (pathogene Organismen) ins Spiel kommen. Sobald technische und/oder betriebliche Unstimmigkeiten in der Trinkwasserinstallation entstehen, wachsen solche Mikroorganismen vermehrt und können ein gesundheitliches Risiko darstellen. Die Gefahr ist umso präsenter, je unkontrollierter die Vermehrung bis zu gesundheitlich kritischen Konzentrationen geschieht. So kann z.B. durch Legionellen kontaminiertes Wasser Lungenentzündungen verursachen, wenn dieses durch Einatmen oder Verschlucken in die Lunge gelangt. Durch direkten Kontakt mit kontaminiertem Wasser können Wundinfektionen hervorgerufen werden, z.B. durch Pseudomonaden.
Verantwortung des Eigentümers/Betreibers zur Sicherstellung einwandfreier Trinkwasserqualität
Der Gesetzgeber macht die Vorgabe, dass für die Gebäude- Trinkwasserinstallationen eine verantwortliche Person zu bezeichnen ist (Art. 73 LGV). Gemäss aktuellen Gesetzen und Normen ist der Eigentümer/Betreiber eines öffentlichen Gebäudes für die Sicherstellung der einwandfreien Trinkwasserqualität verantwortlich. Die SVGW-Richtlinie W3/ E4 (2021) fasst dies wie folgt zusammen:
Eigentümer/Betreiber […], gelten als Wasserversorgung (Art. 2 Abs. c TBDV). Sie sind zur Selbstkontrolle verpflichtet und für die Qualität des bereitgestellten und abgegebenen Trinkwassers verantwortlich (Art. 26 LMG). Der Eigentümer/ Betreiber muss die kantonalen Behörden informieren, wenn […] eine Gesundheitsgefährdung durch das Trinkwasser vorliegt oder zu vermuten ist (Art. 84 LGV).
Grundlegender Bestandteil der verpflichtenden Selbstkontrolle ist die Aufrechterhaltung des bestimmungsgemässen Betriebes.
Die SVGW-Richtlinien W3/ E3 (2020) und W3/E4 (2021) geben detaillierte Auskünfte darüber, welche Bestandteile ein Selbstkontrollkonzept beinhalten sollte und in welchen Grundintervallen diese, abhängig von der Gebäudekategorie, umzusetzen sind. Dazu zählen:
- Führen von Checklisten zum Risikomanagement der technischen/betrieblichen Ist-Situation
- Routine-Betriebskontrollen
- Instandhaltung und Wartung von Installationen und Apparaten
- Umsetzung eines Spülmanagements für selten genutzte Entnahmestellen
- Routine-Temperaturkontrollen (Abb. 2)
- Legionellen-Beprobungen
Unstimmigkeiten in Technik und Betrieb führen zu Problemen mit der Trinkwasserqualität
Beeinträchtigungen der mikrobiologischen Trinkwasserqualität entstehen in der Regel bei technischen und/oder betrieblichen Unstimmigkeiten in der Gebäude- Trinkwasserinstallation. Prominente Fehlerquellen sind:
- Stagnierendes Trinkwasser aufgrund ungenutzter Entnahmestellen oder stillgelegter, noch befüllter Leitungen
- Zu niedrige Warmwassertemperaturen
- Erwärmtes Kaltwasser
Richten wir den Blick auf das einfache Beispiel «Strahlregler» als Systemkomponente. Oftmals wird eine ungenügende Instandhaltung im Rahmen der Selbstkontrolle beobachtet. Hierzu zählen u.a. das regelmässige Entkalken und Reinigen. Kalk-Ablagerungen bieten zusätzliche Oberflächen, auf denen sich Mikroorganismen ansiedeln und wachsen können. Es können auch operative Probleme entstehen, z. B. durch reduzierten Wasserfluss aufgrund von Verstopfung. Dadurch kann kein ausreichender Leitungsaustausch mehr gewährleistet werden, es kommt zur Stagnation. Regelmässiges Reinigen und Entkalken von Strahlreglern und Duschköpfen sind daher kleine, aber wirkungsvolle Massnahmen zur Systempflege und Möglichkeiten zur gezielten Systemkontrolle.
Kontrollen bei Therapie- und Warmsprudelbecken
Wie auch bei der Selbstkontrolle zur Trinkwasserhygiene sollte ein Konzept zur Selbstkontrolle für Bereiche wie beispielsweise Therapie- und Warmsprudelbecken ausgearbeitet und gemäss einschlägigen Normen und Richtlinien angewandt werden. Der Fokus richtet sich hier einerseits auf die Aufbereitung und Verteilung des Badewassers (Abb. 3), andererseits auf die Qualität des Wassers im Becken bei Nutzung.
Die Wasserqualität im Badebecken hängt von folgenden Faktoren ab:
- Qualität und Menge des Füllwassers
- Verunreinigung durch den Badenden
- Funktion der Wasseraufbereitung
- Beckenhydraulik
Es gilt zu bedenken, dass ein einzelner Badender bis zu 35 Millionen Mikroorganismen an das Wasser überträgt, z.B. durch körpereigene Flüssigkeiten, Hautschuppen, oder Kosmetika.
Systempflege ist Prävention und fordert alle
Die Sicherstellung der Trink-, Dusch- und Badewasserqualität erfordert die Kooperation verschiedenster Leistungserbringer. Es benötigt Fachkunde und Engagement während des gesamten Lebens- und Bewirtschaftungszyklus, beginnend bei Planung, Bau und Inbetriebnahme der Installationen bis hin zur Umsetzung eines bestimmungsgemässen Regelbetriebes.
Weiterführende Literatur
- SWKI VA 104-01 Raumlufttechnik – Luftqualität – Teil 1: Hygieneanforderungen an raumlufttechnische Anlagen und Geräte. Ausgabe: Januar 2019.
- AF Widmer, D Blanc, P Francioli, N Troillet (2002). Trinkwasserversorgung in Spitälern. In: Swissnoso. Nosokomiale Infektionen und Spitalhygiene: Aktuelle Aspekte. Bulletin des Monats März 2002, Band 9 No. 1, pp. 4–7.
- SVGW-Richtlinie W3/E4 (2021), Abs. 5.2.
- M Brück (2019). Trinkwasserhygiene im Health-Care-Sektor / Klinikbereich. In: Der Hygieneinspektor, Zeitschrift des Bundesverbandes der Hygieneinspektoren. 21. Jahrgang – 01/2019.
- BFS - Bundesamt für Statistik, Umweltindikatoren: Trinkwasser (15.02.2022).