«Eines unserer Teams befanden sich in unmittelbarer Nähe als die russischen Raketen das berühmte Kinderspital «Okhmadyt» angriffen!» - betont Dr. Mariana Melnykovych, Senior Researcher und Mitglied der Programmleitung des «CAS Rebuild Ukraine». Der CAS Wiederaufbau Ukraine ist eine praxisnahe Weiterbildung. Er richtet sich an geflüchtete Frauen aus der Ukraine (mit Schutzstatus S) bereits in der Schweiz lebende Ukrainerinnen, sowie an Mitglieder von Hilfsorganisationen, die sich am Wiederaufbau beteiligen werden. Das von der Berner Fachhochschule im Frühling 2022 lancierte Bildungs- und Kooperations-Angebot. Mittlerweile entstand im Verlauf von zwei Lehrgängen ein vielfältiges Netzwerk.
Derzeit läuft bereits die Ausschreibung für den dritten Lehrgang ab Oktober 2024. Das Wirkungs- und Kooperationspotenzial ist gross, wie Dr. Mariana Melnykovych aufzeigt: «Unternehmen, die ich als Kooperationspartner engagieren, können wir unser Netzwerk zur Verfügung stellen, das in mehr als zwei Jahren Aufbauarbeit entstanden ist. Gerne entwickeln wir gemeinsam konkrete Projekte. Zahlreiche Projekte sind mittlerweile vor Ort bereits in der Konkretisierungs-Phase.»
Okhmatdyt – Angriff auf grösstes Kinderkrankenhaus
Am Mittwoch, den 10. Juli 2024, organisierte der Verein Ukrainer in Bern eine friedliche Demonstration auf dem Bahnhofplatz in Bern, an der rund 150 Personen teilnahmen, darunter in der Schweiz lebende Ukrainer und ihre Unterstützer. Das Hauptziel der Veranstaltung war es, die Schweizer Bürgerinnen und Bürger auf die anhaltende russische Aggression gegen die Ukraine aufmerksam zu machen. Die Demonstration folgte auf einen massiven Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew am Montag, den 8. Juli. Zu den getroffenen Zielen gehörte auch Okhmatdyt, das grösste Kinderkrankenhaus der Ukraine, das erheblichen Schaden erlitt. Die Teilnehmer versammelten sich, um auf die dringende Notwendigkeit einer internationalen Unterstützung für die Bewaffnung der Ukraine hinzuweisen, damit die unmenschlichen Gewaltakte Russlands gestoppt werden können.
Ziel der russischen Angriffe ist jenseits der eigentlichen militärischen Front die systematische Zerstörung der ukrainischen Infrastruktur, namentlich auch der Grund- und Energieversorgung. Im Sommer 2024 muss daher selbst in der Hauptstadt Kyiv das die Stromversorgung im Turnus geplant unterbrochen werden, um das Netz zu stabil zu halten. Unter Beschuss steht auch direkt die Ukrainische Kultur und Identität, wie etwa die Zerstörung des bekannten ukrainischen Vivat-Verlages im Mai 2024 mit vielen zivilen Opfern und der Zerstörung beispielsweise vieler Neuerscheinungen zeigte.
Wiederaufbau braucht aktiven Schutz
Mit dabei war eine Delegationdes CAS Rebuild Ukraine, darunter die Direktorin Mariana Melnykovych, waren ebenfalls bei der Demonstration anwesend, um die Bemühungen der ukrainischen Gemeinschaft in der Schweiz zu unterstützen. CAS Rebuild Ukraine hat mehrere Studentenprojekte, die sich der Verbesserung von Krankenhäusern und Einrichtungen für Kinder in der Ukraine widmen. Zu diesen Projekten gehören der Bau eines Kindergartens, der Entwurf eines Bombentrichters für Kindergärten und Schulen, die Renovierung von Kindertagesstätten und Krankenhäusern usw. Alle Teilnehmenden des CAS Rebuild Ukraine sind zutiefst erschüttert über den Angriff auf Okhmatdyt und wollen ihr Bestes tun, um den Wiederaufbauprozess in der Ukraine zu unterstützen.
Olena Bondar, Nachhaltigkeits-Fachfrau beim CAS Rebuild Ukraine, bei fasst gleichzeitig die grosse Betroffenheit und konkreten Forderungen in Worte: «Ein Montagmorgen im Europa des 21. Jahrhunderts sollte nicht mit der Nachricht beginnen, dass unschuldige Menschen in friedlichen Städten durch Raketenangriffe ermordet wurden. Die Unternehmen, die noch mit Russland zusammenarbeiten, sollten sich überlegen, wie sie das verdiente Geld ausgeben. Die Ukraine braucht Luftabwehr, Nachschub, jede Art von Unterstützung, um diesen schrecklichen, grausamen Krieg zu beenden.»
Build back better
Olena Bondar koordiniert die Plattform «Swiss Ukraine Sustainable Technology»-Transferprojekt (SUST) auf der das Best Practice Know How aus der grossen Projektvielfalt gesammelt wird. «Rebuild Ukraine» setzt gezielt auf den Wissensaustausch mit Blick auf die zukunftswirksame Nachhaltigkeit. Entstanden ist ein Kooperationsnetzwerk mit konkreter Wirkung vor Ort. Eine grosse Chance und gleichzeitig Verpflichtung, dafür auf zukunftsgerichtete Nachhaltigkeitskonzepte zu setzen. Die Plattform «Swiss Ukraine Sustainable Technology»-Transferprojekt (SUST) sammelt und vermittelt das im Rahmen einer Vielzahl von Projekten.
Schweizer Ukraine-Präsenz unter Beschuss
Die Schweiz ist mit der Ukraine stärker vernetzt, als vielen bewusst ist. Die russischen Angriffe gegen die Zivilbevölkerung und Grundversorgung gelten auch dem Schweizer Engagement. So wurde bei einem der regelmässgen Angriffe auf die grenznahe Grossstadt Kharkiv der Standort der Schweizer Organisation FSD (Fondation suisse de déminage) vollständig zerstört. Das hochgeschätzte FSD-Fachteam engagiert sich vor Ort in der anspruchsvollen Minenräumung, namentlich auf den Beginn des Angriffskriegs zeitweise russisch besetzten Agrarflächen.
Ein prominentes Beispiel ist das Unternehmen Vetropack, mit Hauptsitz im Schweizer Bülach. Bereits in den ersten Tagen des russischen Invasion im Februar 2022 geriet das Vetropack-Werk PrJSC Gostomel beim Kyiver Flughafens direkt unter Beschuss – mit entsprechenden grossen Schäden. Um die Mitarbeitenden zu unterstützen, deren Haus oder Wohnung zerstört oder die schwer verletzt wurden, rief Vetropack im Sommer 2022 eine Stiftung ins Leben. Im Mai 2023 begann das Unternehmen mit dem Aufheizen einer von zwei verbliebenen Schmelzwannen. «Wir sind sehr glücklich darüber, die Produktion wieder aufnehmen zu können», erklärte Pavel Prinko, General Manager der Business Unit Ukraine/Republik Moldau nach der Wiederaufnahme der Produktion.
Spenden Kinderspital https://www.ohmatdytfund.org/en/donate
Informationen : CAS Rebuild Ukraine BFH
Jahresbericht 2023: https://admin.media-flow.ch/deza-seco-jahresbericht-2023-en#5055
Ukraine – build back better! (healthcare-innovation.ch)
Hintergrund-Quellen:
Russia probes for air defense gaps to wreak havoc on Kyiv (kyivindependent.com)
Vetropack nimmt Produktion in der Ukraine wieder auf (verpackungs-industrie.ch)