Prof. Dr. med. Christian Fankhauser, Luzerner Kantonsspital, erhält den SAKK Trial Award, dotiert mit 1 Million Franken, für die Durchführung der Phase II-Studie ISOTONIC. In dieser Studie wird die Wirksamkeit von hohen Testosteron-Dosen (HAT) in Kombination mit einem PARP-1-Inhibitor bei metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom untersucht.
Aufgrund der Wirkmechanismen beider Therapieansätze in der DNA-Reparatur könnten synergistische Effekte entstehen. Auch bei den Nebenwirkungen gibt es einen Clou: während der PARP-1-Inhibitor zu Blutarmut führt, steigert Testosteron die Zahl der roten Blutzellen, sodass sich die unerwünschten Wirkungen gegenseitig abmildern könnten.
Hormon-sensitives Prostatakarzinom wird durch Androgen-Deprivationstherapie (ADT) mittels chirurgischer oder medikamentöser Kastration behandelt. Bei Rückfällen wird die Behandlung intensiviert und weitere Medikamente kommen zur Anwendung. Mit der Zeit kann sich ein (metastasiertes) kastrationsresistentes Prostatakarzinom entwickeln, das aufgrund von limitiertem Ansprechen auf die verfügbaren Therapien mit einer geringen Lebenserwartung von 1-2 Jahren einhergeht. Besser verträgliche und wirksame Medikamente oder Medikamentenkombinationen sind daher dringend benötigt.
Eine dieser neuen Therapiemöglichkeiten besteht aus der nächsten Generation von PARP-Inhibitoren, die spezifisch PARP-1 hemmen, sich in klinischer Entwicklung befinden und weniger Nebenwirkungen zeigen als die bisherigen unspezifischen PARP-Inhibitoren, welche gegenwärtig bei metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom zum Einsatz kommen.
Ein anderes Konzept besteht in der bipolaren Androgen-Therapie, bei der hohe Dosen von Testosteron (HAT) angewendet werden. Verschiedene Studien konnten zeigen, dass diese Behandlung Schaden im Tumorgenom verursacht und Reparaturmechanismen in den Krebszellen hemmt.
In dem nun prämierten ISOTONIC-Trial wollen Prof. Dr. med. Christian Fankhauser und sein Team diese beiden Therapieansätze kombinieren und Prostatakarzinom-Patienten mit einer hohen Testosteron-Dosis und einem PARP1-Inhibitor behandeln. Das Rational dahinter: Beide Behandlungen zielen auf den DNAReparaturmechanismus und könnten so synergistische Effekte haben.
Zudem wird erwartet, dass sich wichtige Nebenwirkungen gegenseitig abmildern. Während der PARP1-Inhibitor Blutarmut verursachen kann, führt Testosteron (wie beim Doping) zu einer erhöhten Zahl an roten Blutzellen. In der Phase II-Studie wird in erster Linie die Wirksamkeit in Bezug auf Krankheitsprogression untersucht, aber auch Ergebnisse zu den Nebenwirkungen der Kombinationstherapie werden erhoben.
Bei positiven Resultaten könnten Patienten künftig möglicherweise von einer besser verträglichen Behandlung profitieren und durch eine höhere Lebensqualität wieder mehr Lebensfreude geniessen.