Seither wurden intensiv Meinungen und Argumente vorgebracht, es wurden Standpunkte vertreten und Kompromisse gesucht. Am Ende erliess der Bund ein Gesetz, danach wurde entwickelt, getestet und zertifiziert. Und dieses Jahr wird es nun also eingeführt, das EPD.
Wir sollten das Erreichte nicht gering schätzen. Es war eine grosse Aufgabe, die Komplexen regulatorischen Vorgaben mit einer zuverlässigen und sicheren technologischen Lösung zu erfüllen. Und dennoch: Mit dem EPD 1.0 haben wir nicht mehr als den Grundstein gelegt für einen raschen und einfachen Zugang zu medizinischen Informationen, dank dem unser Gesundheitswesen noch besser und vor allem effizienter werden soll.
Ein Grundstein macht aber bekanntlich noch kein Haus. Nun gilt es, so rasch wie möglich einen konkreten Plan zu entwickeln, wie wir auf der Basis von heute ein EPD für morgen und übermorgen bauen können, das noch viel mehr Nutzen bringt – jedem einzelnen User, dem Gesundheitswesen als Ganzem und damit der Schweiz. Auf (mindestens) drei Gebieten sehe ich Handlungsbedarf:
Erstens müssen Prozesse und Usability rund um das EPD entscheidend vereinfacht werden.
Die Eröffnung eines EPD muss mittels sogenannten Self-Onboardings möglich werden, bei dem ein Bürger sich von zu Hause aus selbständig eine digitale Identität besorgt und ein EPD anlegt. Auch muss es möglich werden, für die eigenen Kinder oder betagten Eltern ein EPD zu eröffnen. Und die Berechtigung von Gesundheitsfachpersonen für den Zugriff aufs eigene EPD muss für Patienten so einfach wie möglich werden – etwa mittels Scans eines QR-Codes in der Praxis oder im Spital. All das und noch viel mehr ist mit innovativer Technologie möglich, ohne Datenschutz und -sicherheit beim EPD zu gefährden!
Zweitens muss das EPD rasch mehr und attraktivere Funktionalitäten bieten.
Ich denke da etwa an die eMedikation und das eRezept. Aber auch Impfungen, Informationen zu Blutgruppe oder Allergien, Notfallkontakte oder die Patientenverfügung müssen im EPD intelligent und strukturiert hinterlegt werden können. Und wir sollten zum Beispiel auch über den EPD-Einsatz für Telemonitoring nachdenken, indem Daten aus medizinischen Geräten genutzt werden und ins Dossier einfliessen (Stichwort: Internet of Things). Ich bin überzeugt, dass eine hohe Durchdringung des EPD in der Bevölkerung und bei Gesundheitsfachpersonen nur erfolgt, wenn zentrale Use Cases mit einer hohen Usability abgebildet werden.
Drittens dürfen Betrieb und Weiterentwicklung des EPD finanziell nicht länger auf wackligen Beinen stehen.
Es braucht zusätzliche Investitionen in die Technologie und eine nachhaltige und sichere Finanzierung der EPD-Weiterentwicklung. Zudem müssen Bund, Stammgemeinschaften und Technologielieferanten den Beweis erbringen, dass das EPD eine lohnende Investition ist, die den Alltag von Leistungserbringern und Patienten spürbar verbessert. Gelingt das, werden Bevölkerung und (auch ambulante) Leistungserbringer bereit sein, das EPD zu nutzen und für überzeugende Leistungen einen fairen Preis zu bezahlen. Die Lancierung des EPD ist ein wichtiger Schritt. Dabei darf es aber auf keinen Fall bleiben, wenn die bisher getätigten Investitionen nicht verpuffen sollen. Bauen wir gemeinsam auf der heutigen Basis auf, erhöhen wir Nutzen und Usability des EPD, damit dieses zu einer Erfolgsgeschichte werden kann!
Swisscom Health liefert die EPD-Technologie für die XAD-Stammgemeinschaft, deren Einzugsgebiet 14 Kantone umfasst, in denen die Mehrheit der Gesundheitseinrichtungen und der Bevölkerung ansässig sind.