Gedanken zum Lebensende sind herausfordernd. Gerade für an Demenz erkrankte Menschen, die früher oder später nicht mehr in der Lage sind, für sich selbst zu sprechen und Entscheidungen zu treffen. Dafür führt die Liechtensteinische Alters- und Krankenhilfe (LAK) schon länger «vorausschauende Gespräche» mit Betroffenen.
Diese dienen der Klärung offener Zukunftsfragen rund um ihre Wünsche und Anliegen am Lebensende.
Da der Einstieg in diese Gespräche nicht immer einfach ist, hat die Organisation ein Kartenspiel entwickelt: «Richtig Wichtig – mein Leben, meine Wünsche, mein Weg». Das Spiel ist ein Hilfsmittel und wird als Brücke oder Türöffner für diese Gespräche eingesetzt – wenn es darum geht, die letzten Dinge zu regeln und das kundzutun, was einem in dieser Lebensphase wichtig ist. Dafür wurde die LAK am St.Galler Demenz-Kongress mit dem 5‘000 Franken dotierten Anerkennungspreis der Viventis-Stiftung ausgezeichnet.
Einfacher in schwierige Gespräche einsteigen
«Das Kartenset unterstützt Menschen, egal ob jung oder alt, gesund oder krank, sich über die eigenen Vorstellungen, Werte und Bedürfnisse Gedanken zu machen», sagt Projektleiterin Elisabeth Sommerauer. Die Praxis in der LAK zeige, dass die Einfachheit des Kartenspiels den Gesprächseinstieg tatsächlich erleichtert.
«Schon der Name macht neugierig, manche Bewohnende beginnen zu erzählen, andere greifen ein Thema
auf, das sie aktuell beschäftigt und auch An- und Zugehörige sind häufig bereit, sich auf das Gespräch einzulassen», sagt Sommerauer.
So funktioniert das Spiel
Das Spiel besteht aus einem Set mit 28 Karten (plus 1 Joker) und einem doppelseitigen Spielplan. Auf jeder Karte steht eine Aussage zur Gestaltung oder Planung der letzten Lebensphase, zum Beispiel «In meiner gewohnten Umgebung zu sterben» oder «Zu wissen, wie es um mich steht».
Im ersten Schritt werden die Karten anhand dreier Kategorien beurteilt, wie wichtig die Themen sind. In einem zweiten Schritt kann ausgewählt werden, ob die «sehr wichtigen» Themen noch zu «besprechen» oder zu
«dokumentieren» sind bzw. ob diese zwar sehr wichtig, aber «bereits erledigt» sind.
Somit findet eine erste Auseinandersetzung mit wichtigen Themen der Vorsorge statt. Die zusätzlich enthaltenen Dokumentationsblätter helfen dabei, die als «sehr wichtig» identifizierten Themen weiter zu vertiefen und die Momentaufnahme zu dokumentieren.
Auf neuen Wegen zu mehr Lebensqualität
«Der lebendige Austausch zwischen Pflegepraxis und Wissenschaft ist ein wichtiges Anliegen des St.Galler Demenz-Kongresses», sagt Heidi Zeller, Leiterin der Fachstelle Demenz der FHS St.Gallen. Aus diesem Grund haben die Fachstelle Demenz und die Viventis Stiftung die Ausschreibung für herausragende Praxisprojekte lanciert. Gesucht waren dieses Jahr innovative Pflegeansätze zur Förderung des Wohlbefindens von
Menschen mit Demenz, der pflegenden Angehörigen oder der professionellen Pflegenden zum übergeordneten Thema «End-of-life Care bei Personen mit Demenz».
Um den Viventis-Pflegepreis konnten sich Praxisorganisationen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich bewerben. Die Bewertung erfolgte durch eine Jury, bestehend aus Fachexpertinnen und -experten aus Praxis und Wissenschaft mit Erfahrung und Fachkompetenz im Bereich Demenz. Zur Evaluation wurden die Projekte anonymisiert.
Die Jury wählte in drei Evaluationsschritten das beste Projekt aus, welches zusätzlich von zwei Vertreterinnen von Praxis und Wissenschaft vor Ort begutachtet wurde.
Das Spiel kann über die Webseite www.lak.li bestellt werden und kostet CHF 49.90 (inkl. MwSt.).