Der Desinfektionsroboter «Hero21» kurvt zügig durch den Spitalgang. Sieht er sich mit einem Hindernis konfrontiert – zum Beispiel Mitarbeitende, die im Flur stehen – stoppt er und findet nach einigen Augenblicken eine Ausweichroute. Der Roboter ist eineinhalb Meter hoch, 55 cm breit und 70 cm tief. Er besteht aus einem rollenden Unterteil, an dem diverse Sensoren angebracht sind. Dank ihnen kann sich das Gerät (www.hero21.ch) eigenständig im Raum orientieren und die Ziele anpeilen, die ihm das Reinigungspersonal vorgibt. Er kann auch Fahrstuhl fahren, sofern der Lift mit der dafür notwendigen Technologie ausgerüstet ist. Am Zielort angelangt, erledigt Hero21 seinen Auftrag: Patientenzimmer desinfizieren.
UV-Desinfektion: immer eine Ergänzung
Hero21 erledigt den Job mit acht UV-C-Strahlern, die auf seinem Unterteil befestigt sind. «Die Wirksamkeit von UV-C-Strahlen zur Bekämpfung von Bakterien und Viren auf Oberflächen und in der Raumluft ist wissenschaftlich unbestritten», erklärt Aline Wolfensberger, Oberärztin der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am USZ. «Der Reinigungsroboter ist ein einfach einzusetzender Helfer, um Erreger wirksam und effizient zu beseitigen», so Aline Wolfensberger. Grundsätzlich gilt: Je länger die Strahlungsdauer ist und je näher die Strahlenquelle beim Reinigungsobjekt liegt, desto besser die Desinfektion. Eine manuelle Reinigung durch Reinigungskräfte geht dem Einsatz des Roboters immer voraus. Es gibt auch Stellen, wo das Licht des Roboters nicht hinkommt – zum Beispiel in geschlossene Schränke oder unter ein Bett.
Innovation zur Stärkung der Patientensicherheit
«Wir setzen den Roboter für die Zweitreinigung von Patientenzimmern ein, in denen zum Beispiel Patientinnen und Patienten mit «Spitalkeimen», also mit spitalhygienisch relevanten Erregern, untergebracht waren», sagt Adrian Lottenbach, Qualitätsbeauftragter im Bereich Facility Services. Nach deren Entlassung sei die gründliche Desinfektion dieser Zimmer besonders wichtig. «Bis anhin machten die Reinigungsequipen in diesen Räumen zwei Durchgänge. Nun ersetzen wir die zweite Reinigung durch UV-Desinfektion», so Adrian Lottenbach. «Das Ziel dieser Innovation ist es, die qualitativ bestmögliche Reinigung zu erreichen und damit die Patientensicherheit weiter zu erhöhen», ergänzt er. «Die Effizienz zu erhöhen steht bei diesem Digitalisierungsprojekt nicht im Fokus».
Die Desinfektion eines Zimmers dauert rund 15 Minuten. Bevor der Roboter für die Reinigung eingesetzt werden kann, muss er die Zimmer einmalig vermessen. Dabei wird auch programmiert, an welchen Stellen im Raum er wie lange strahlen soll. In den Nasszellen zum Beispiel ist eine längere Strahlungsdauer vorgesehen. Reinigungskräfte geben dem Roboter vor Ort via Tablet die Aufträge. Während das Gerät autonom desinfiziert, können sie andere Reinigungstätigkeiten ausführen.
Während der Roboter ein Zimmer desinfiziert, dürfen sich keine Menschen im Raum aufhalten. Der Grund: Die UV-Stahlen sind um ein Vielfaches stärker als Sonnenstrahlen und somit potenziell krebserregend – sie würden zu Sonnenbrand und Bindehautentzündungen führen. Um zuverlässig zu verhindern, dass Menschen zu Schaden kommen, werden an der Zimmertüre Sensoren platziert. Zudem unterbricht der Roboter dank eines Bewegungssensors seine Tätigkeit sofort, sollte jemand in das Patientenzimmer eintreten.