Mit fast 58’000 neuen Krebsfällen und 20’000 Todesfällen im Jahr 2022 bleibt Krebs eine der grössten gesundheitlichen Herausforderungen in der Schweiz. Fragmentierte Daten und fehlende Integration zwischen Institutionen erschweren jedoch personalisierte Behandlungen. Hier setzt die National AI Initiative for Precision Oncology (NAIPO) an.
KI-Infrastruktur für Präzisionsonkologie
NAIPO wird von Innosuisse als Flagship-Initiative gefördert und vom EPFL AI Center und ETH AI Center geleitet. Ziel ist der Aufbau einer sicheren, in der Schweiz gehosteten Infrastruktur, die klinische Daten föderiert verarbeitet. So sollen Diagnose, Therapieauswahl und Entscheidungsunterstützung durch fortschrittliche KI-Modelle verbessert werden.
«Unser Ansatz baut auf den Erkenntnissen früherer Gesundheitsprojekte auf und konzentriert sich auf die Entwicklung klinisch relevanter KI-Tools», erklärt Dorina Thanou, Leiterin der Initiative am EPFL AI Center.
Breite Partnerschaft und Förderung
Beteiligt sind u. a. das Swiss Data Science Center, das CSCS, Fachhochschulen, Universitäten, Universitätsspitäler in Basel, Bern, Genf und Zürich, regionale Spitäler sowie private Kliniken. Industriepartner wie Debiopharm, Roche, Sophia Genetics, Swiss und Tune Insight unterstützen das Projekt. Mit Gesamtkosten von 18.9 Millionen Franken (davon 8.25 Millionen aus öffentlichen Mitteln) läuft NAIPO über vier Jahre.
Personalisierte Therapie im Fokus
«Die Anpassung der Vorhersagen und Empfehlungen an jeden einzelnen Patienten ist einer der aufregendsten Aspekte», sagt Charlotte Bunne, Professorin an der EPFL. KI-Modelle lernen kontinuierlich aus biomedizinischer Literatur und klinischen Daten, um neue Zielstrukturen und Biomarker zu identifizieren.
Auch die Patientensicht ist zentral: Mobile Anwendungen sollen die Kommunikation verbessern und dafür sorgen, dass Patientinnen und Patienten jederzeit informiert sind.
Datenschutz und Vertrauen
Die Infrastruktur setzt auf Joint Learning und moderne Data Governance, um Zusammenarbeit zu ermöglichen, ohne sensible Daten zu zentralisieren. «Wir schaffen ein föderiertes und sicheres System, das die Vertraulichkeit wahrt», betont Nora Toussaint vom SDSC.
Perspektive
Pilotprojekte starten in Kantons- und Universitätsspitälern sowie Privatkliniken. Innerhalb von vier Jahren soll die Einführung schweizweit erfolgen. «NAIPO ist genau das, was die klinische Onkologie heute braucht», erklärt Prof. Andreas Wicki (Universität Zürich). «Wir können immer mehr Daten generieren, aber oft fehlt die Integration in die Behandlung. NAIPO schliesst diese Lücke.»