Der Pfizer Forschungspreis ist einer der bedeutendsten Forschungspreise für Medizin in der Schweiz. Er geht alljährlich an herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an Schweizer Forschungsinstituten oder Spitälern hervorragende und zukunftsweisende Beiträge im Bereich der Grundlagenforschung oder der klinischen Forschung erbracht haben. Die Preise sind mit je 15'000 Schweizer Franken dotiert und werden auf Antrag unabhängiger wissenschaftlicher Kommissionen in fünf Bereichen vergeben.
Für ihre gemeinsame Arbeit ausgezeichnet werden Prof. Dr. Stephanie Ganal-Vonarburg, Dr. Hai Li und Dr. Julien Limenitakis vom Department für BioMedical Research (DBMR) der Universität Bern und von der Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin am Inselspital, Universitätsspital Bern. Sie haben in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Andrew Macpherson entdeckt, dass Darmbakterien unsere Antikörper «programmieren» können.
Prof. Dr. med. Claudio Bassetti, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Bern: «Ich freue mich sehr über diesen Erfolg. Die Pfizer Forschungspreise sind eine wichtige Anerkennung für Berner Forscherinnen und Forscher – und auch für das starke Commitment unserer Fakultät für die Nachwuchsförderung.»
Darmbakterien regen weisse Blutkörperchen zur Bildung von Antikörpern an
In den vergangenen Jahren wurden neue Erkenntnisse darüber gewonnen, welchen Einfluss gutartige Bakterien, die unter anderem die Darmschleimhaut besiedeln, auf unser Immunsystem haben. Allerdings war weitgehend unklar, welchen Einfluss diese nützlichen, unschädlichen Mikroorganismen zu B-Zellen haben. B-Zellen sind weisse Blutkörperchen, ein entscheidender Bestandteil unseres Immunsystems. Sie erkennen körperfremde Strukturen und bilden spezifische Antikörper.
Hai Li, Julien Limenitakis und Stephanie Ganal-Vonarburg wollten wissen, wie, wann und wo die Darmbakterien auf Schleimhäuten die B-Zellen im Körper beeinflussen. Dabei standen die drei vor der Herausforderung, dass sowohl die Darmbakterien als auch die unterschiedlichen B-Zellen jeweils hochkomplexe und sehr individuelle Systeme bilden. Die Forschenden kolonisierten keimfreie Mäuse mit verschiedenen unschädlichen Bakterienstämmen und sequenzierten daraufhin die DNA der B-Zellen und deren Antikörper. Dabei zeigte sich, dass die Bakterien deutlichen Einfluss auf diese Immunzellen nehmen und deren Zusammensetzung regelrecht «programmieren». Je nachdem welche Bakterien in welcher Ausprägung verwendet wurden, veränderte sich in den Mäusen das Repertoire an B-Zellen, sowie deren Antikörperantwort.
«Unsere Arbeit unterstreicht, wie wichtig eine gesunde Darmflora für den Wirtsorganismus ist. Denn abhängig vom B-Zell-Bestand, der sich in einer frühen Lebensphase durch den Kontakt zu unterschiedlichen Mikroorganismen aufbaut, erfolgen unterschiedliche Reaktionen des Immunsystems in Form von Entzündungen oder Abwehrreaktionen», sagt Prof. Stephanie Ganal-Vonarburg.
Die Ergebnisse der drei Forschenden aus Bern zeigen detailliert, wie gutartige Bakterien «ihr» B-Zell-Repertoire bei den untersuchten Mäusen formen. Da der relevante Teil der Besiedelung mit Mikroorganismen früh im Leben geschieht, hat möglicherweise die Entwicklung des B-Zell-Repertoires in dieser kritischen Periode auch Einfluss auf die nachfolgenden Immunantworten bei Infektionen und Impfungen.